Aktueller Gemeindebrief

Liebe Leserinnen und Leser,

 

wann haben Sie das letzte Mal Ihrem Gegenüber wirklich zugehört? Waren Sie mit Ihrer vollen Aufmerksamkeit dabei oder eher, wie Stephen. R. Covey es formuliert: „Die meisten Menschen hören nicht zu, um zu verstehen, sondern um zu antworten.“

Welche Bedeutung dem Zuhören zukommt, soll in diesem Gemeindebrief nachgegangen werden. Sie lesen, wie zeitlos Zuhören kulturhistorisch betrachtet ist; oder als Voraussetzung gelten kann, um eigene Probleme zu lösen. Bereits im Kindergarten und in der Schule ist Zuhören elementar. Wir berichten über Projekte in München, in denen das Zuhören und die Begegnung im Mittelpunkt stehen.

Darüber hinaus möchten wir Sie an die Wahl des Kirchenvorstands im Oktober erinnern und über den Ausbau unseres Gemeindehauses informieren.

Ein Beitrag beschäftigt sich mit den Jubiläen in unseren beiden Kindergärten. Wir freuen uns auch, dass ab Herbst Mila Huth als neue FSJ-lerin in unserer Gemeinde arbeiten möchte. Herzlich willkommen! Aber es gibt auch Abschiede: Vikar Daniel Kuß berichtet mit einem weinenden und einem lachenden Auge über seine Zeit in der Gemeinde und über sein neues Einsatzgebiet. Herr Krodel verlagert nach 55 Jahren Einsatz im Posaunenchor den Schwerpunkt auf seine Großfamilie. Wir sagen beiden DANKE. Beendet wird auch die Erprobungsphase des Projekts Haus der Kulturen und Religionen.

Neu in unserer Gemeinde ist eine offene Gruppe von „Menschen rund um den Ruhestand“. Initiiert durch einen Vortrag von Frau Sabine Asgodom zum Thema „Älter werden und Glücklichsein“ treffen sich Interessierte monatlich.

Wie gewohnt informieren wir Sie über die Gottesdienste, Veranstaltungen in unserer Kirche und in den Nachbargemeinden, über die Jugendarbeit und die Veranstaltungen für unsere Jüngsten. Über kulturelle Highlights wie z.B. vox nova und eine Lyriklesung mit Gitarrenmusik im Rahmen des Bücherbasars. Interessant werden auch wieder die Treffen 60+. Zu allen Veranstaltungen sind Sie herzlich eingeladen!

 

Wir wünschen Ihnen einen sonnigen Herbst
und viel Freude bei der Lektüre.

 

Kristina Gensch
für das Gemeindebrief-Team

Liebe Gemeinde,

 

als meine Mutter im hohen Alter das Haus in Franken nicht mehr verlassen konnte, hatte es sich eingebürgert, dass ich am Abend kurz mit ihr telefonierte, um zu hören, wie ihr Tag verlaufen war. „Kurz“ und „hören“ – diese Wörter verweisen bereits auf einen grundlegenden Widerspruch: Zuhören braucht Zeit.

Ich war mit Familie, Vollzeitarbeit und Haushalt eng getaktet und versuchte deshalb während des Telefonats die Zeit effektiv zu nutzen und bspw. die Spülmaschine auszuräumen. Meine Mutter vernahm natürlich das Geklapper des Geschirrs und reagierte unwirsch: „Was machst du denn jetzt schon wieder, während wir telefonieren? Muss das sein?“

Unausgesprochen meinte sie: Warum konzentrierst du dich nicht ganz auf mich? Warum hörst du mir nur mit halbem Ohr zu? Du lässt mich spüren, dass du eigentlich nicht wirklich Zeit für mich hast!

Zuhören ist eine Form der Zärtlichkeit. Man schenkt dem Mitmenschen seine Zeit, nimmt sich zurück und lässt sich auf dessen Geschichte ein. Ohne zu bewerten, ohne gleich die eigene Meinung und die eigene Geschichte hinzuzufügen.

In 1. Könige 3 fordert Gott im Traum Salomo auf, einen Wunsch zu äußern. Und was wünscht sich der junge König? Nicht Reichtum, kein langes Leben oder anderes, das wir vielleicht für erstrebenswert hielten. Salomo wünscht sich ein „hörendes Herz“ - ein Herz, das offen und empfänglich ist, ein Herz, das aufmerksam ist und verständig, ein Herz, das dem anderen zugewandt ist. „Mit dem Herzen hören“ bedeutet letztlich mit Interesse und vor allem „mit Liebe hören“. Dieses „hörende Herz“ gilt es immer wieder einzuüben.

Glauben Sie übrigens, dass es Zufall ist, dass wir Menschen zwei Ohren, zwei Augen, aber nur einen Mund und eine Zunge haben?

 

Erika Behrendt